Einkaufen
Die etwas größeren Zentren des Wendlands – Lüchow, Dannenberg, Hitzacker, Clenze, Wustrow, Zernien und Gartow – bieten alles, was man im Alltag braucht, vom Lebensmittelladen bis zum Bau- oder Raiffeisenmarkt. Aber es gibt übers Land verteilt auch etliche kleine, besondere Läden, die oft auch soziales Bindeglied sind. Und vor allem viele Bioprodukte und handwerklich hergestellte Spezialitäten.
Urgestein in der Bio-Lebensmittel-Szene ist Annette Quis. Ursprünglich aus der Finanzbranche stammend, kam die rührige Aktivistin in den Anfangsjahren des Widerstands ins Wendland, baute hier gemeinsam mit Uli Quis Biogemüse an und den Direktvertrieb "Bio im Wendland" auf. Produkte von Bauern aus der Region verkauft sie direkt auf dem Wochenmarkt in Lüchow und Dannenberg sowie über einen Abokisten-Service. Privatkunden, Bioläden und Großverbraucher werden ebenso beliefert wie Tagungshäuser und Gastronomie. Inzwischen geht der Betrieb in die zweite Generation: Tochter Martha, Wendland-Rückkehrerin, hat eine Karriere als Migrationsforscherin in den Wind geschlagen und die Geschäftsführung übernommen. Gemeinsam mit Bruder Aram bewirtschaftet sie auch den Biolandhof Mammoißel mit Gemüseanbau, Milchschafen, Streuobstwiese und Backstube. Der Eichenhof Wendland in Dolgow ergänzt die Fleischsparte von Bio im Wendland. Aus dem nahen Umkreis werden hier Rinder, Schweine und Schafe aus naturnaher Aufzucht zu Bioland-Fleisch- und Wurstwaren verarbeitet. In der Landschlachterei Meußließen können die Produkte direkt vom Erzeuger gekauft werden.
Mittlerweile gibt es auch mehrere Betriebe, die als Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften solidarische Landwirtschaft betreiben.
Hof Tangsehl im Westen, das zentral gelegene Gärtnerei Kollektiv Güstritz und die SoLaWi Volzendorf im Osten decken bereits einen großes Einzugsgebiet im Landkreis ab. Auf der SoLaWi der Nutztier-Arche Wendlandhof-Prezier gibt es Fleisch, Eier, Wurst der alten Rassen, vor allem vom Mangalitza Wollschwein. Und im März 2017 gründete sich der Verein Landwende – ein vernetztes Gartenbauprojekt (SoGaWi) rund um Lüchow. Im zentral gelegenen Dörfchen Marlin ist eine neue SoLaWi seit 2018 aktiv.
Lebensmittel direkt vom Bauern kann man auch in allerlei Hofläden kaufen. Eine größere Bandbreite an regionalen Produkten findet man etwa auf dem Kartoffelhof Kunitz in Saaße bei Lüchow. Auch der Bio-Supermarkt Wendlandmarkt in Lüchow bietet ein großes Sortiment von regionalen Höfen und Herstellern. In Dannenberg haben sich regionale Erzeuger unter dem Dach der Regionalen Markthalle zusammengeschlossen.
Spezialitäten vom Schaf gibt es in dem kleinen Hofladen von Giselher Kühn in Diahren. Neben Schafsfrischkäse und Schafbutter erfreut sich vor allem der Schafsmilchlikör White Wendish großer Beliebtheit bei Einheimischen und Gästen.
In Güstritz, bei der Hofmeierei Jeetzel, kann man shoppen rund um die Uhr: Ein Selbstbedienungskühlschrank bietet lecker Schafjoghurt mit und ohne Frucht, Schafsfrisch- und -bratkäse. Dazu gibts Honig aus eigener Imkerei.
Auf dem Hutewaldhof in Riskau bei Dannenberg kann man sein persönliches Schwein leasen, das sich dann glücklich im Wald und auf der Weide fett futtert. Aber auch einfach so kann man auf dem Hof schmackhaftes Fleisch und Wurst vom Angler Sattelschwein kaufen. Nach Absprache gibt es auch Vorführungen mit dem Arbeitsochsen Konrad.
In Gorleben sitzt der letzte Elbfischer des Landkreises, Christian Köthke. Seine selbstgeräucherten Forellen, insbesondere der lachsartige Saibling, sind eine Gaumenwonne für Fischliebhaber.
Die guten alten Tante-Emma-Läden erfahren mancherorts eine Renaissance: Als der beliebte Edeka-Laden in Schnega aus Altersgründen geschlossen wurde, entstand auf Initiative der Dörfler das Nachfolgeprojekt Tante Enso. Das innovative Konzept kombiniert die Vorteile eines überregionalen und online tätigen Betreibers mit denen der örtlichen Genossenschaft "ihres" Dorfladens. Mitglieder können mit Chipkarte rund um die Uhr einkaufen. An fünf Tagen die Woche ist der Laden auch mit Verkäufern besetzt und steht auch Nichtmitgliedern offen. Zum Konzept gehört auch das soziale Element, das schon im Vorgängerladen als Klöntreff eine wichtige Rolle spielte. Jetzt wird das Miteinander und die weitere Entwicklung von vielen getragen und stärkt die Dorfgemeinschaft.
Ebenfalls in Schnega befindet sich ein Relikt, das bis heute überdauert hat: In dem Haushaltswarengeschäft von Oma Krause in der Langen Straße findet man noch gute alte Dinge, die man selbst auf ebay vergeblich sucht.
Im Bioladenbereich findet die Idee der Mitgliederläden immer mehr Zuspruch. Der Laden im Kniepenkrug in Salderatzen 12 – an der Achse Uelzen – Lüchow gelegen mit Bushaltestelle vor der Haustür, bietet neben Naturkost und Produkten umliegender Höfe vor allem eine breite Palette an unverpackter Ware zum Selbstabfüllen: Nüsse, Getreide, Reis, Trockenfrüchte, Waschmittel. Das Getreide kann man vor Ort frisch mahlen lassen. Besonders charmant ist der Cafébereich mit Außenterrasse. In Lüchow hält der Mitgliederladen Rabattz ein breites Angebot an Naturkostwaren bereit. Beide Läden stehen auch Nichtmitgliedern zum Einkaufen offen.
In Clenze gibt es den kleinen Farben-Laden von Hans-Walter Klahn mit einem erstaunlich breit sortierten Innenleben. Farben und Lacke für den Innen- und Außenbereich findet man dort ebenso wie alle möglichen Haushaltsartikel sowie Utensilien für Computer und Handy. Man kann Pakete über Hermes verschicken und sogar mal eben Passbilder machen lassen.
Inmitten der Wälder des Höhenzugs Drawehn, in Zernien, stößt man auf die Bio-Vollkornbäckerei Rasche. Man glaubt kaum, welche Vielfalt in dem kleinen Familienbetrieb produziert wird – über hundert Gebäcke vom Olivenciabatta und Dinkel-Lupinenbrot bis zur Mohntorte und Gemüsequiche. Der Laden beherbergt auch ein kleines Café, im Sommer mit Kaffeeterrasse, und ein kleines Naturkostsortiment. Die Backwaren können auch online bestellt und an den Verkaufsstellen abgeholt werden oder man lässt sich die Brote bundesweit per Post ins Haus liefern.
Das waldreiche Wendland bietet nicht nur dem Wolf einen gedeckten Tisch. Die gräfliche Familie von Bernstorff in Gartow besitzt einen der größten Privatwälder in Deutschland und engagiert sich für eine nachhaltige Land- und Forstnutzung. Wildfleisch-Produkte kann man direkt im Hofladen auf dem Schlosshof kaufen.
Die kleine craft beer-Brauerei Wendlandbräu lässt seit 2008 die alte Tradition des handwerklichen Bierbrauens wieder aufleben und das mit großem Erfolg. In vielen Gaststätten wird es ebenso gerne ausgeschenkt wie auf Veranstaltungen. Fans des naturtrüben, vollmundigen Gerstensaftes in vier Sorten freuen sich, dass es das Bier endlich auch in Flaschen gibt – erhältlich direkt in der Brauerei in Kussebode.
Kuschelig wirds bei Ute Luft mit ihrer Elbwolle. Die Powerfrau mit dem Selbstversorgerhof in Weitsche hat dafür gesorgt, dass Wolle von regionalen Schafen verschiedener Rassen wieder zu schönen Produkten verarbeitet werden. Farbenfrohe Garne für Strickwaren und fingerdicke Teppichwollqualitäten locken zum Handarbeiten, zum Schlafen und Lümmeln laden Bettwaren, Kissen und Decken ein. Monatlich treffen sich hier kreative Leute zum gemeinsamen Knüddeln und Klönen.