Kunst und Literatur
Das Wendland als Ort, von dem aus Kunst als bewusstseinsbildendes Element in die Welt ausstrahlt, gibt es mindestens seit der Nachkriegszeit. In den 50er Jahren formierte sich in Prießeck die Künstlergruppe "Prießecker Kreis". Die in Hamburg ausgebombten und als entartet verfemten Künstler fanden hier eine neue Heimat und zogen mit ihren Ausstellungen und kulturellen Aktivitäten bald viel Publikum von nah und fern an – Menschen, die danach dürstete, nach den Jahren des Dritten Reiches, die auch in Geist und Seele Wüsten hinterlassen hatten, neue Nahrung zu bekommen.
Der Prießecker Kreis hatte über Jahrzehnte Bestand. Seither sind viele weitere Künstler ins Wendland gekommen und auch Einheimische konnten unter dem Einfluss dieser wachsenden Weltoffenheit ihre schöpferischen Qualitäten leichter entfalten, als es in der vormals konservativ und bäuerlich geprägten Gesellschaft möglich war.
Seit 1988 ist der Westwendische Kunstverein in der Region aktiv und hat der Kunst neue Räume geschaffen. Der denkmalgeschützte Zehntspeicher in Gartow, ehemaliger Kornspeicher des Gräflichen Gutes Quarnstedt, bietet sommers eine Plattform für Ausstellungen, die Denkimpulse zu aktuellen gesellschaftlichen Themen geben oder neue Blickwinkel auf vermeintlich Bekanntes eröffnen.
In der Seegeniederung beim Zehntspeicher kann man in der Auenlandschaft durch einen Skulpturenpark flanieren. In Damnatz an der Elbe liegt ein liebevoll gepflegter Skulpturengarten, der nach telefonischer Voranmeldung besichtigt werden kann. Auch andernorts trifft man immer wieder auf Kunst in der Landschaft, in Dörfern oder auf Privatgrundstücken, was sich vor allem auf der Kulturellen Landpartie besichtigen lässt.
Die Türme der städtischen Zentren, der Waldemarturm in Dannenberg und der Amtsturm in Lüchow beherbergen wechselnde Ausstellungen in historischem Umfeld.
Eine Reihe von Künstlern und Kunsthandwerkern hat sich in der Gruppe Wendland hautnah zusammengeschlossen, um Interessierten Einblick in ihre Ateliers zu geben. Beim Eintauchen in die malerischen, liebevoll restaurierten Gehöfte und zauberhaften Gärten wird deutlich, was die Kreativen dazu bewogen hat, hier Wurzeln zu schlagen und das Wendland zur Quelle ihres schöpferischen Schaffens zu machen.
Die Ruhe und Entrücktheit vom hektischen Getriebe der Welt ist es auch, die seit vielen Jahren junge Künstler zu einem Stipendienaufenthalt in den Künstlerhof Schreyahn zieht. In dem beschaulichen Rundlingsdorf stehen vier Wohnstipendienplätze für Schriftsteller und Komponisten zur Verfügung. Kooperationspartner des Künstlerhofs ist die Nicolas-Born-Stiftung, die sich die Pflege und Förderung zeitgenössischer Literatur im Sinne des Schriftstellers Nicolas Born zur Aufgabe gemacht hat. Der am Niederhein aufgewachsene Literat hatte das Wendland 1972 zu seiner Wahlheimat gemacht und sich gegen das geplante atomare Endlager engagiert. Die Stiftung organisiert im Künstlerhof regelmäßig Lesungen, Konzerte und Ausstellungen.