KLP-Besuch
vor dem Umzug ins Wendland
In memoriam Walter Koll – Simone Walter
Wie bereits im letzten Jahr hatte ich im Vorfeld fleißig das 300 Seiten starke KLP-Handbuch gewälzt (eine schöne Einstimmung an einem verregneten Sonntag am warmen Ofen) und Klebezettelchen an den Wunde.r.punkten angebracht, die mich besonders interessierten. Und nachher waren es gerade die Empfehlungen von anderen, die ich selbst nicht auf dem Zettel hatte, die sich als die wahren Knüller erwiesen. Wie die Hexenküche in Püggen, und ebenso der allersüdlichste Punkt in Harpe mit dem Holzhandwerker und Klangkünstler Walter Koll. Wenn man eine Ahnung erhaschen will, was Menschen hierherzieht und wie diese Spezies tickt, gerät man mit dem Eintauchen in seine Scheune und Werkstatt und in dem Austausch von Wissen, Philosophie, Lebensschnipseln und Klängen auf eine Spur, die gefährlich ist für Leute, die ahnen, dass es jenseits ihres Büroalltags noch mehr geben muss im Leben. Ausgehöhlte, polierte und saitenbespannte Erlenstämme versetzen die Hirnwellen mit Zauberklang augenblicklich in einen entspannten Alpha-Modus, die Hirnschale wird durchlässig und in den erweiterten Horizont strömt eine Weltwirklichkeit ein, ein vielschichtiges Gewebe aus Farben, Formen, Klängen, Körpern, Schwingungen, in der sichtbare und unsichtbare Wesen und Kräfte miteinander den Tanz des Lebens aufführen. Wow! Das also ...
"Wir sehen uns wieder!" rufe ich zum Abschied in die Scheune, ein Gruß, der uns auf verschiedenen Begegnungen begleitet. Da hat sich etwas auf tiefster Ebene verknüpft. Von der Scheunentür gucken die beiden kecken Schwälbchen, die einfach nicht akzeptieren wollen, dass sie nicht den von ihnen erwählten Traumraum über den Erlenzithern beziehen dürfen. Schäferhund Louis, eine kuschelig-imposante Mischung aus Eisbär und Wolf scheint zufrieden zu brummen "Ich wusste doch, dass es euch gefallen wird" – hatte er uns doch am Hofeingang erwartungsvoll in Empfang genommen und mit freundlichem Nachdruck zu den heiligen Hallen geführt.
Am Ende eines erfüllten Tages gondeln wir zurück durch die baum- und buschreiche Niederung des Püggener Mühlenbachs, in der Gabel eines urtümlichen Weidenbaums lässt eine Dreifarbenkatze den Blick über die feuchten Wiesen in der Abenddämmerung und die letzten heimkehrenden Radler schweifen. Das Wendland. Hier wird greifbar, was ich lange ahnte und wohin meine Kompassnadel mit der Nordung "Heimat" ausschlägt.
Die Sympathie muss wohl beiderseitig sein – das Wendland unternimmt noch den Versuch, uns festzuhalten, als wir den Heimweg nach Eyendorf antreten wollen. Das Auto hat einen Platten – ein fetter Nagel hat sich in den Reifen gebohrt. Mit tatkräftiger Unterstützung unserer künftigen Prießecker Nachbarn ist dieses Hindernis schnell aus dem Weg geräumt (leider?) und das Ersatzrad aufmontiert. Aber hey, wir kommen wieder! Ganz bald. Und dann bleiben wir gaaaaanz lange.
>> weiter